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Source: http://www.goethezeitportal.de/db/wiss/brentano/dilldapp_oesterle.pdf
Nimmt man die poetische Praxis in den Blick, insbesondere die verschiedenartigen satirisch-burlesk- grotesken Produkte von Achim von Arnim, Clemens Brentano, Josef Görres und August Wilhelm Schlegel, so ist es nicht schwer, zu zeigen, wie der „naive Tiefsinn“ der neuen Mythologie grundiert wird durch den „Schein des Verkehrten und Verrückten oder des Einfältigen und Dummen“ (Schlegel 1967, 319). Schon im Titel des von Clemens Bren- tano publizierten und überarbeiteten italienischen Märchens „von dem Dilldapp“ (Bren- tano 21978, 369) kommt die Blödigkeit anspielungsreich zum Ausdruck. Nach dem Grimmschen Deutsche(n) Wörterbuch ist nämlich ein „Diltap, Dildap, Dilletop“ oder „Dilledapp“ ein „alberner, läppischer, ungeschickter Mensch [...] der auf der Flur springt und tobt“ (Grimm 1860, Sp. 1151). Brentanos Vorlage war eine in Giambattista Basiles Pentamerone veröffentlichte Geschichte zu Anton von Mareglano, der wegen seiner „gewaltigen Dummheit von der Mutter aus dem Hause gejagt wird“, um darauf- hin in den Dienst eines häßlichen, aber gutmütigen wilden Mannes zu treten. Seine dreimal unternommene Heimreise ist das Thema der Erzählung (Basile 1982, 22 f.). Clemens Brentano lädt diese Geschichte mit Versatzstücken aus anderen Geschichten, Märchen und aktuellen Motiven auf, um auf burleske Weise die Genese des „deutschen Michels“ (Brentano 1978, 385) zu demonstrieren. In einer Art Bricolage verknüpft Brentano Modeerscheinungen kürzlich vergangener Zeiten mit monströsen Vorstellun- gen von einem „Erdrandsiedler“. Anspielungen auf das von den Brüdern Grimm zwi- schenzeitlich publizierte Märchen vom Tischleindeckdich fehlen genauso wenig wie Hinweise auf das Schlaraffenland. Verblüffend ist aber vornehmlich die nach dem Mus- ter vom Einzug Jesu auf dem Esel in Jerusalem komponierte Schlußpassage. Diese ro- mantische Zurichtung der Geschichte aus dem Pentamerone dient vornehmlich dazu, einen poetologischen Kosmos von Auslassungen und Ausgelassenheiten aufzufächern. Er reicht von ausgelassenen Darbietungen verschiedenster Art, zum Beispiel vom atem- losen Laufen bis ans Ende der Welt, vom exzessiven Prügeln und konvulsivischen La- chen bis zum qualvollen Umschneidern und Ändern von Dilldapps Schwester, einer Modepuppe:
„sie ist gestürzt und gewendet worden, gesteppt und gefüttert, endlich sind ihr gar Stücke aus dem Rücken geschnitten und an die Ärmel gesetzt worden, dann ha- ben wir ihr die Arme gar abgenommen, haben sie neu färben lassen; aber es woll- te nichts mehr fruchten“ (Brentano 1978, 367).
Ein Höhepunkt dieser performativen Auslassungen ist aber die Darstellung des „Unge- heuers“. Schon die Vorlage aus dem Pentamerone hatte grotesker Ausgestaltungslust Raum gegeben. Brentano hatte diese Vorgabe aber weit übertroffen, wobei seine Sprachphantasie sich offensichtlich von Groteskornamenten im Umfeld von Hierony- mus Bosch inspirieren ließ:
„Das Ungeheuer [...] hatte eine sehr edle Gesichtsbildung, nur sein Kopf war so dick wie ein Pfefferballen; seine Nase so breit wie ein Blasebalg; seine Augen, deren es nur eines hatte, und zwar mitten auf der Stirne, waren lieblich spielend, wie das Rad an einem Schiebkarren; sein Mund war freundlich, aber so groß als die Brieftasche eines Postmeisters; und seine Ohren, die er spitzen konnte wie ein
Oesterle: Romantische Ausgelassenheiten, S. 5
kluger Spitzhund, und niederhängen wie ein treuer Pudelhund, waren nicht grö- ßer, als daß in einem die Schwalben ihr Nest, im andern die Bienen ihr Haus drin bauen konnten, was seiner freundlichen Seele eine sehr angenehme Unterhaltung gewährte“ (Brentano 1978, 372).
Mit dem Stichwort „angenehme Unterhaltung“, womit das „abscheulich groß(e) und gut(e)“ „Ungeheuer“ charakterisiert wird, ist auch schon die Erweiterung der performa- tiven Seite der Auslassungen in Brentanos Überarbeitung benannt. Denn während in Basiles Vorlage unser Held der Geschichte als „Gimpel aller Gimpel“ (Basile 1982, 24) dadurch charakterisiert wird, daß alles auch noch so harte Zureden nichts fruchtete, weil es „ihm zu einem Ohr hinein und zum andern hinaus(ging)“ (Basile, 1982, 24), wird bei Brentano in zum Teil wörtlicher Anlehnung an ein Gedicht aus Des Knaben Wunder- horn mit dem Titel Wir verstehen sie nicht (Arnim u. Brentano 1984, 65-67) Dilldapps „Kunst“ (Brentano 1978, 369) vorgeführt, alle Aufträge sprachlich mißzuverstehen und entsprechend verquer zu handeln:
„Die Mutter wollte bunte Borten, Da brachte Dilldapp runde Torten. Die Mutter wollte Stopfnadeln, Da brachte Dilldapp Topfladen“. (Brentano 1978, 370)
Derartige linguistische Abundanzen und ihre von Prügeln begleiteten Reprisen der Mut- ter provozieren die schon in der Vorlage aus Des Knaben Wunderhorn anklingende di- daktische Problemstellung. Wird diese harte Form der Austreibung etwas fruchten? Wird der von daheim weggeprügelte „Dummerjan“ (Basile 1982, 24) auswärts gescheit werden – und wenn, auf welche Weise? In der Lösung dieser Aufgabe hat die Geschich- te ihren reizvollen Motivkern – die Vorlage und ihre romantische Überarbeitung aber auch ihr Differenzkriterium. Man könnte der Vorlage aus dem Pentamerone den tref- fenden Titel geben: wie ein „Einfaltspinsel“ (Basile 1982, 24) zweimal von einem Wirt reingelegt und „angeschmiert“ wurde und dann doch schlußendlich, zum dritten Mal reüssiert. Der „Popanz“, dem der „Dummerjan“ gedient hatte, gibt ihm zum Abschied ein Geschenk (zum ersten Mal einen Esel, beim zweiten Versuch eine „hübsche Serviet- te“ [Basile 1982, 30]), freilich mit einer immer gleichen Auflage versehen. Entschei- dend für den Vorgang nun ist, daß das alsbaldig erfolgte Übertreten dieses Gebots dem Protagonisten kein Unglück bringt, sondern seine naive Art, das so entdeckte Geheimnis nicht bei sich behalten zu können. Damit stellt sich freilich ein die Naivität prinzipiell tangierendes Problem. Ein Naiver kann kein Geheimnis bewahren, weil er in seiner ihn ausmachenden Sorglosigkeit und Einfalt keinen Lug und Trug der Welt kennt und ken- nen darf. Die Pointe nun ist, daß dieses Dilemma in Basiles Geschichte anders bearbei- tet wird als bei Brentano. Im Pentamerone wird eine Lerngeschichte vorgeführt. Der betrogene „Dummerjan“ nimmt sich nach jedem Reinfall vor, daraus eine Lehre zu zie- hen:
„Anton verschluckte jedoch diese bittere Pille und schwor, daß er sich nie wieder, nein, nie wieder von einem lebenden Wesen würde eine Nase drehen und hinters Licht führen lassen“ (Basile 1982, 30).
Oesterle: Romantische Ausgelassenheiten, S. 6
Die Pointe der Vorlagegeschichte ist freilich, daß der herzensgute Popanz das dritte Geschenk, einen Knüppel, und das dazupassende Gebot derart mnemotechnisch ge- schickt auswählt, daß der bislang durch Prügel und Schläge erreichte Lerneffekt nicht nachträglich, nach vollbrachter Dummheit, sondern beim dritten Versuch vorzeitig und damit rechtzeitig geschieht: Der „sehr schön gearbeitete Stock“ (Basile 1982, 33) übt seine Funktion als „Andenken“ (Basile 1982, 33) an das Gebot des Popanzes so gut aus, daß selbst der Dümmste der Dummen „gewitzigt“ (Basile 1982, 34) wird und den Schmerz noch auf dem Buckel spürend, auszurufen in der Lage ist: „Nun weiß ich, was ich zu tun habe, und, meiner Treu, es soll nicht ungetan bleiben; noch ist der nicht zu Bett, dem es heute abend noch sehr schlimm ergehen wird“ (Basile 1982, 34). Diesen Wandel vom Naiven zum „Gewitzigten“ (mit einer entsprechend überraschend prognos- tischen Kraft versehen) wird in Brentanos Märchenbearbeitung nicht nachvollzogen. Zwar ist Dilldapp „in seiner Herzensangst“ durch die Wucht der Schläge wenigstens so „klug“ geworden, den zweiten Teil des Spruchs ausrufen zu können,
„aber viel klüger war er nicht geworden; denn er dachte schon hin und her, wie er seinen Knüppel dem Wirt sicher zu bewahren geben sollte, damit diesem ja kein Schaden dadurch geschehe“ (Brentano 1978, 381).
So bleibt er sich treu und findet auf diese Weise die richtige, seinem naiven Habitus angemessene Möglichkeit. Er warnt den geschwätzigen, ihn kaum zu Worte kommen lassenden Wirt, sich nicht „in Versuchung führen“ zu lassen, „diesen Knüppel länger bei sich zu behalten [Hervorhebung G.O.] als nötig“, worauf der betrügerische Wirt gewitzt zu antworten glaubt: „Sie kennen mich schlecht, wenn Sie glauben, ich hätte nichts Besseres zu tun als mich mit Knüppeln zu unterhalten“ (Brentano 1978, 382) [Hervorhebung G.O.]. Mit diesem Sprachspiel (den Knüppel bei sich zu behalten bzw. sich „mit Knüppeln zu unterhalten“) ist der Sprache und Gewalt verknüpfende Schlag- abtausch des romantischen Märchenanfangs wieder aufgenommen. Anders als im Pen- tamerone ist Brentanos Dilldapp keine zu Handlungen stimulierende Geschichte mehr, sondern nurmehr eine Geschichte ausgelassener Kommunikation. Daher heißt es auch zutreffend über die Tätigkeit des Knüppels, er „applaudiere“ (Brentano 1978, 383). Ent- sprechend werden Veränderungen nicht durch Gewitztwerden und Handlungsfolgen ausgelöst, sondern durch Namenstausch (Brentano 1978, 384. Vgl. Seidlin 1972, 40 f.). Der Schluß, bei dem Dilldapp den Namen „deutscher Michel“ annahm (Brentano 1978, 385), wird dann aber doch durch einen zunächst platzierten Fehlreim, schließlich durch einen reinen Reim glücklich und ironisch beendet. Während es im Pentamerone anfangs geheißen hatte, daß alle „Reden“ der Mutter „nichts zustande“ brachten, weil es ihrem dummen Sohn „zu einem Ohr hinein und zum andern hinaus(ging)“ (Basile 1982, 24), endet Brentanos Märchen tröstlich: „Über seiner Haustüre aber stand geschrieben: Kin- der und Toren haben das Glück bei den Ohren“.
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Source: https://de.wikipedia.org/wiki/Dilldapp
Dilldapp ist eine vor allem im hessischen und oberfränkischen Raum und im Hunsrück verbreitete Bezeichnung für eine trottelige Person. Die genaue Herkunft des Wortes ist ungeklärt. Die deutschen Sprachforscher Jakob und Wilhelm Grimm, sowie Matthias von Lexer leiten den Namen von den mittelhochdeutschen Begriffen dieletâpe, titltapp und tilltappe ab und verweisen auf die Verwandtschaft zu Begriffen wie Dilpetatsch (Lothringen), Delbentritsch (Schwaben) und Elwetritsch (Pfalz).[1][2][3] Matthias Kringe zeigt schlüssig mit den Ableitungen von Dilldappe über d'Illdapp[4] (Baden), Dilpedatsch, Delbentritsch zu Elbentritsch die Bedeutung des Dilldappen als "elbisches/elfisches" Wesen[5]. Die mundartliche Ableitung Dapp(es) von Depp oder Taps und Dill von Till scheinen ebenso möglich wie eine geographische vom Fluss Dill oder gleichnamigen Dörfern. (Dilldapp = der Depp vom/aus Dill). Mit dieser Eigenschaft ist der Dilldapp Hauptfigur verschiedener Märchen und Erzählungen (unter anderem Clemens Brentano), vergleichbar mit Hans im Glück.
Dilldapp – Fastnachtsfigur in Lenzkirch
Dilldapp ist auch die Bezeichnung für ein jagdliches Fabelwesen, einer Kreuzung aus Iltis oder Hamster, Kaninchen und Reh, ähnlich dem Wolpertinger. Als solches hat der Dilldapp auch Eingang in die schwäbisch-alemannische Fasnet gefunden. Es gibt einige Narrenzünfte, die sich als Dilldappen verkleiden, so zum Beispiel in Todtnau-Brandenberg, Lenzkirch und Herten am Hochrhein. Eine andere Bezeichnung für das Fabelwesen, die besonders im mittelhessischen Raum gebräuchlich ist, lautet Tilltappe. Man unterscheidet zwischen Bergtilltappe, Wüstentilltappe, Stadttilltappe und Meerestilltappe.
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Source: https://en.wikipedia.org/wiki/Wolpertinger
It has a body comprising various animal parts—generally wings, antlers, a tail, and fangs, all attached to the body of a small mammal. The most widespread description portrays the Wolpertinger as having the head of a rabbit, the body of a squirrel, the antlers of a deer, and the wings and occasionally the legs of a pheasant.
Stuffed "wolpertingers", composed of parts of actual stuffed animals, are often displayed in inns or sold to tourists as souvenirs in the animals' "native regions". The Deutsches Jagd- und Fischereimuseum in Munich, Germany features a permanent exhibit on the creature.
It resembles other creatures from German folklore, such as the Rasselbock of the Thuringian Forest, the Dilldapp of the Alemannic region, and the Elwedritsche of the Palatinate region, which accounts describe as a chicken-like creature with antlers; additionally the American Jackalope as well as the Swedish Skvader somewhat resemble the wolpertinger. The Austrian counterpart of the wolpertinger is the raurakl.
According to the folklore, Wolpertingers can be found in the forests of Bavaria. Variant regional spellings of the name include Wolperdinger, Woipertingers, and Volpertinger. They are part of a larger family of horned mammals that exist throughout the Germanic regions of Europe, such as the Austrian Raurackl, which is nearly identical to the German Wolpertinger. [2]